Ein neuer Schritt ist 2015 die Erweiterung der Farbskala. Bisher lagen den Bildlösungen – bis zurück in die Achtziger Jahre – vier Farben zugrunde. Diese vier konstituierenden Bildfarben wurden meist ergänzt durch Weiß als Steigerung und Akzentuierung des Bildlichts. Aus den vier Farbwerten ergab sich ein Beziehungssystem, in dem sich jede Farbe gegen drei andere positionieren musste. Es entstanden Korrespondenzen Zwei gegen Zwei oder Eins gegen Drei und somit einfachste Gruppenbildungen. Über den Farbkontrast wurden die Gruppierungen gesteuert. So bildeten zwei ähnliche Farbtöne durch ihre Nähe eine gemeinsame Position und damit ein gemeinsames Verhalten gegenüber den anderen Farben. Oder die vier Farben nahmen durch ausreichenden Kontrastabstand eigene Positionen ein. Die Farbbeziehungen und damit die gesamte Farbdynamik bewegten sich in einem Vierer-System. Die Bilder lebten von dieser Farb-Ökonomie, auch wenn Einzelfarben durch leichte Nuancierung zu zwei Tönungen aufgefächert wurden. Dieses Vierer-Prinzip wurde 2015 aufgegeben zugunsten eines offenen Beziehungssystems. Bis zu sieben Farben wurden für eine Bildlösung gewählt. Daraus folgen neue Möglichkeiten für Korrespondenzen und Gewichtungen, ein reicheres Beziehungssystem und schließlich neue koloristische Erfahrungen.
Ebenso neu ist 2015 die Trennlinie, die den Bildleib in zwei Zonen teilt. Verläuft die Trennlinie waagerecht, entsteht die Wirkung eines Horizonts, verläuft sie senkrecht, stellt sich die Assoziation eines geschlossenen Portals ein. Das Liniennetz der Farbkonturen wird durch die Trennlinie unterbrochen, um sich in der benachbarten Zone leicht versetzt und leicht gewinkelt fortzusetzen. In beiden Zonen herrscht ein und dieselbe Farbwelt. Daraus ergeben sich mehrfache Ambivalenzen. Beide Zonen sind gleich und doch nicht gleich. Jede Zone stellt für sich eine geschlossene Einheit dar und zugleich bilden beide Zonen gemeinsam ein konsistentes Ganzes. Es gibt bildimmanente Beziehungen und Korrespondenzen innerhalb jeder Zone und ebenso über deren Grenze hinweg. Die Zonen liegen räumlich gleich auf, ohne dass es ein Davor oder Dahinter gibt. Dennoch treten sie in eine irrationale räumliche Beziehung. Insgesamt erhöht die Trennlinie den Grad an visueller Magie.
Acryl auf Leinwand
100 x 80 cm
Acryl auf Leinwand
100 x 80 cm