Ende Januar 2021 wurde das Konzept „Archäo-Logik“ beim europaweit ausgeschriebenen Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Archäologiezentrum Mainz eingereicht. An der Fassade des Gebäudes, das Forschungsstätte und Museum zugleich beherbergt, sollte eine künstlerische Gestaltung mit Signet-Charakter und städtebaulicher Wirkung umgesetzt werden.
Ostseite
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Südseite
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Gesamtansicht
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Die Archäologie legt Spuren frei, Spuren menschlichen Schaffens, Handelns und Denkens. Damit legt sie Erkenntnisse frei, Erkenntnisse, die zeitlos sind und Ressourcen für die Zukunft bilden. Wir schöpfen nicht aus den Spuren. Wir schöpfen aus den Ideen, die den Spuren zugrunde liegen.
Diese Erklärung ist der Inhalt des Kunstkonzepts „Archäo-Logik“ und wird durch die visuelle Umsetzung sinnfällig. Das Bild des Rundbogens, einer Erfindung der Römer, dient als Beispiel für eine überkommene Erkenntnis, und zwar: Vieles kommt zusammen, um eines zu bewirken. Kurz: Das Zusammenwirken der Kräfte. Die Visualisierung zeigt dies doppelt: zum einen als bildhafte Andeutung – die Zusammensetzung eines Rundbogens, zum anderen als abstrahiertes Fazit – das Zusammenwirken und die Vielfalt.
Das Einerseits/Andererseits verteilt sich räumlich auf die beiden Fassaden des Gebäudes. Die Gebäudekante ist das Scharnier zwischen dem rückwärtsgewandten Blick in die Vergangenheit und der zukunftsweisenden Aktualität. Die Gebäudekante bekommt dadurch einen Sinngehalt. Sie wird thematisiert als das Heute, als Gratlinie zwischen gestern und morgen.
Die Gebäudekante zeigt folgende Aspekte in einer Gegenüberstellung:
Links die Farbe des Lebens, rechts die Farbe des Horizonts. Links das Umschlossensein in der Fassadenfläche rechts das Überschreiten der Fassadenhöhe. Links die naturgegebene Kontur der Einzelteile, rechts die geometrische Kontur des Rechtecks. Links die zentripetale Konzentration, rechts die zentrifugale Entfaltung. Links das konkrete Abbild, rechts die abstrakte Vision. Aber auch umgekehrt: Links die abstrakte Imagination (Flächigkeit), rechts die konkrete Substanz (Plastizität).
Die Gebäudekante ist nicht nur eine Zäsur, sie ist auch ein Topos des Verbindenden. Sie bringt als Nahtstelle die bildhaften Antithesen zusammen, macht sie durch den Kontrast erst erlebbar. Sie zwingt das Links und das Rechts, sich aufeinander zu beziehen. Dadurch schafft sie eine Symbiose aus dem Gegensätzlichen. Vor allem bildet sie den Zenit eines Brückenschlags. (Mainz ist eine Brückenstadt.). Sie fügt zwei Bogensegmente zu einem vollständigen Bogen zusammen.