Im Februar 2018 wurde das Konzept „Häuser gründen“ als Wettbewerbsbeitrag für einen öffentlichen Platz in Neu-Isenburg bei Frankfurt eingereicht. Anlass des Wettbewerbs war der 300. Todestag des Stadtgründers Graf Johann Philipp zu Ysenburg-Büdingen, der hugenottischen Einwanderern die Ansiedlung ermöglicht hatte. Dieser Aspekt der Stadtgeschichte in Verbindung mit Migration und Integration sollte durch ein Kunst-Objekt thematisiert werden.
Entwicklung
der Stelen
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(Einzelpaar und
Gesamtanordnung)
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abgeschrägte
U-Profile aus Stahl
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„Hier ist gut sein, hier lasst uns Hütten bauen.“ Dieser biblische Impuls trifft auch auf Neu-Isenburg zu. Die Stadtgründung ist das historische Beispiel für eine Willkommens-Kultur. Deshalb ist das Icon der Hütte – der Archetyp der Hütte – die Basisgestalt für das Konzept „Häuser gründen“. Die Urgestalt der Hütte wird abstrahiert, dramatisiert und heroisiert. Sie wird zum Monument, indem sie eine hohe schlanke Stele bildet. So entsteht ein Mal, eine „landmark“ und zugleich ein Modul für ein skulpturales Ensemble. Die Stele ist eine senkrechte Achse, die auf den Ort verweist, den Ort betont und den Ort in Besitz nimmt. Eine Vision, ein Anspruch, eine Zukunft werden verortet. Die Stele wird zu einem Korpus von Wänden. Sie bildet die Wände einer Behausung ab. Von drei Seiten umschließen die Wände einen Raum und deuten Geborgenheit an. Die vierte Seite bleibt offen. Darin zeigt sich der Prozess des Umschließens und so auch der Prozess des Werdens und des Bauens. Offenheit ist zugleich eine Haltung, und zwar die traditionelle und historisch gewachsene Offenheit der Stadt gegenüber der Vielfalt von Herkunft und Religion. Die dreiwandige Stele wiederholt sich in spiegelbildlicher Umkehrung. So bilden zwei Stelen die Symmetrie einer Giebelwand. Aus dem Archetyp der Hütte entsteht der Archetyp des Hauses. Beide Stelen bilden ein zusammengehöriges und einander zugewandtes Paar. Indem sie einen Abstand halten und in der Tiefe versetzt sind, vermitteln sie einen Vorgang: den Vorgang des Zusammenfügens, des Erweiterns, des Planens und schließlich des Städtebaus. So entsteht das Prinzip der Siedlung. Um dieses Prinzip zu verstärken, wird ein Ensemble von mehreren Stelen-Paaren installiert. Vier Stelen-Paare werden im freien Reigen „dahingestreut“ wie der Wurf eines Sämanns. Die Ansiedlung Neu-Isenburgs gleicht damit einer Saat, die aufgeht und Wurzeln schlägt.
von Neu-Isenburg
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der Stelen
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im Raum
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„Häuser gründen“ ist nicht nur ein plastisches, sondern vor allem ein malerisches Konzept. Die Stelen-Paare gleichen sich in der Form, unterscheiden sich aber durch ihre Farbstellung. Farbkontraste innerhalb der einzelnen Stelen zergliedern die Form und schlagen zugleich Brücken zu den benachbarten Formen. Die Farbe wirkt somit der Vereinzelung entgegen. Faktisch handelt es sich bei den Stelen zwar um Einzelelemente. In der subjektiven Wahrnehmung jedoch entsteht ein komplexes Ganzes, aus dem sich je nach Betrachterstandpunkt immer wieder Einzelelemente herauslösen. Die Farbwerte ebenso wie die proportionale Gewichtung der Farben sind dem Stadtwappen von Neu-Isenburg entnommen. Die Neu-Isenburger Farben bilden kein Übereinander und Untereinander wie im Stadtwappen, sondern gemäß der künstlerischen Idee ein kollektives Nebeneinander.
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vor Ort
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vor Ort
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vor Ort
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„Häuser gründen“ ist ein Konzept, das sich eng auf die Geschichte und die Identität Neu-Isenburgs bezieht. Diese Identität wird gelebt von den Neu-Isenburgern. Deshalb ist die Bevölkerung in das Konzept einbezogen. Die Neu-Isenburger übernehmen vom Urheber wie eine Stafette die endgültige Gestaltung des Objektes.
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Option 1
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Option 2
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Option 3
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Das Kunst-Objekt gibt eine Antwort auf die Frage: Was ist Neu-Isenburg. So wie die vier Stelen-Paare vom Urheber vorgeschlagen und ausgeführt werden, stellen sie eine mögliche Formulierung dieser Antwort dar. Die Bewohner von Neu-Isenburg können (und sollten) diese Antwort immer neu und anders formulieren durch gestalterische Eingriffe oder Hinzufügungen am Objekt. So entsteht eine Reihe temporärer Kunst-Installationen unter eigener Urheberschaft.