Mitte November 2017 wurde in der Endrunde des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs Humboldt Forum I ein erweiterter Vorschlag eingereicht. In diesem ersten von mehreren Wettbewerben zum neuen Humboldt Forum in Berlin geht es um die Treppenhäuser über den Portalen 1 und 5 im Schlüterhof des Berliner Stadtschlosses. Im Juni 2017 fand die Vorrunde statt mit 223 Einreichungen. Daraus wurden 20 Konzepte für die Endrunde ausgewählt, darunter das Konzept „Wege suchen – Wege finden“ (Siehe Report 12/2017). Am 29. September 2017 fand ein Kolloquium mit Ortsbesichtigung statt.
des Berliner
Stadtschlosses
(Humboldt Forum)
17-21-001
des Berliner
Stadtschlosses
(Humboldt Forum)
17-21-002
mit dem Portal 1
17-21-003
17-21-004
Treppenhaus
in den Schlüterhof
17-21-005
des Kolloquiums
im Treppenhaus
über Portal 1
17-21-006
das Wandbild
für das Treppenhaus
über Portal 1
17-21-007
integriert
in den Raster
der Architektur
17-21-008
im Obergeschoss
17-21-009
das Wandbild
für das Treppenhaus
über Portal 5
17-21-010
integriert
in den Raster
der Architektur
17-21-011
im Obergeschoss
17-21-012
„Wege suchen“
integriert
in das Modell
des Treppenhauses
(Foto-Montage)
17-21-013
„Wege suchen“
integriert
in das Modell
des Treppenhauses
(Foto-Montage)
17-21-014
„Wege suchen“
integriert
in das Modell
des Treppenhauses
(Foto-Montage)
17-21-015
„Wege finden“
integriert
in das Modell
des Treppenhauses
(Foto-Montage)
17-21-016
„Wege finden“
integriert
in das Modell
des Treppenhauses
(Foto-Montage)
17-21-017
„Wege finden“
integriert
in das Modell
des Treppenhauses
(Foto-Montage)
17-21-018
durch das Fenster
aus mehreren
Richtungen
(Portal 1)
17-21-019
des Wandbilds
„Wege suchen“
17-21-020
des Wandbilds
„Wege suchen“
17-21-021
durch das Fenster
aus mehreren
Richtungen
(Portal 5)
17-21-022
des Wandbilds
„Wege finden“
17-21-023
des Wandbilds
„Wege finden“
17-21-024
Der Konzeptansatz:
„Wege suchen“ ist ein Vorschlag für das Treppenhaus über dem Portal 1. „Wege finden“ ist ein Vorschlag für das Treppenhaus über dem Portal 5. Werden beide Wandbilder realisiert, bilden sie eine visuelle Klammer durch ihre inhaltliche und formale Beziehung. Wird nur eines realisiert, funktioniert es ebenso, da beide Wandbilder thematisch autonom sind.
Die Außenwirkung:
„Wege suchen“ und „Wege finden“ stellen den ersten Blickkontakt über ihre Außenwirkung her. Das zentrale Fenster im jeweiligen Risalit der Treppenhäuser bildet einen Fokus in der Wahrnehmung des Schlüterhofs. Die beiden Fenster als Pole auf der Längsachse des Hofraumes liefern nicht nur einen Ausblick von innen nach außen, sondern vor allem einen Einblick von außen nach innen. Der Besucher sieht von außen Farbe. Und er sieht Leben. Umso mehr, wenn die Treppenhäuser erleuchtet sind. Er sieht, dass das zweite und dritte Obergeschoss verbunden sind. Sein Interesse für das Innere des Gebäudes wird geweckt.
Die Innenwirkung:
„Wege suchen“ und „Wege finden“ werden aus der Nahsicht nur von einem eingeschränkten Personenkreis wahrgenommen. Während die Wandbilder nach außen allen Menschen, die den Schlüterhof durch-queren, ein Signal geben, wenden sie sich hier nur an die Benutzer der Treppenhäuser. Bei der geringen Tiefe des Raumes erschließen sie sich zunächst nicht als Ganzes. Sie begleiten den Besucher beim Treppenaufstieg, fördern seine Aufwärtsbewegung und deuten eine Fortsetzung auf der oberen Etage an. Erst nach und nach erschließt sich der obere Bereich der Wandmalerei. Auf dem zweiten Treppenabsatz wird eine Gesamtschau gewonnen. Die Annäherung an den oberen Bereich lässt den unteren mehr und mehr zurücktreten. So ist die Wahrnehmung der Malerei ein Prozess, der mit der Treppenbenutzung synchron verläuft. Der Aufstieg bekommt damit einen Sinn, einen Erfahrungswert.
Die künstlerische Aussage:
„Wege suchen“ und „Wege finden“ spiegeln als kurze Formeln den ideellen Sinn des Humboldt Forums. Es geht nicht nur darum, was hier ist, sondern, was hier möglich ist, nicht so sehr um den Bestand, sondern um die Botschaft, nicht so sehr um die Funktion, sondern um das Potential. Die Kunst am Bau sollte sich nicht darauf beschränken, in didaktischer Weise einen kosmopolitischen und interkulturellen Ort zu plakatieren, sondern einen Schritt weiter gehen, Perspektiven öffnen und der bestehenden Kultureinrichtung Impulse abgewinnen. Deshalb zeigen die beiden Wandbilder nicht nur Vielfalt, sondern bringen die syntaktische Vielfalt in einen visionären Sinnzusammenhang: Wege, die aktiv gesucht und sicher gefunden werden. Die Bildaussagen bilden somit eine duale Sukzession. Die eine ist die Erfüllung der anderen.
Die formale Beschaffenheit:
Das Wandbild „Wege suchen“ zeigt Vielfalt als eine Struktur aus Ansätzen, ein Staccato aus Richtungen, die nicht fortgesetzt werden. Durch Inversionen wird bewusst eine eindeutige Wahrnehmung unterlaufen und Desorientierung angedeutet. Dabei wird das Thema „Wege suchen“ nicht problematisiert, sondern zu einem positiven, ermutigenden und Energie ausstrahlenden Panorama umgesetzt. Das Wandbild „Wege finden“ zeigt Vielfalt als Antithese zum Staccato: als Legato. Es zeigt ein Szenario zielgerichteter Aktionen. Die Erfüllung, die hier sichtbar wird, beruht auf den durchgängig fließenden Verbindungen, vor allem auf der gesteigerten Farbfülle.
Der Bezug zur Architektur:
„Wege suchen“ und „Wege finden“ antworten auf die Barock-Architektur, indem sie – kontrapunktisch – in deren Schwingungen einstimmen. Einerseits stellen sie in ihrer Lebendigkeit ein Äquivalent für Malereien der Barockzeit dar. Sie weisen eine strukturelle und farbliche Konsistenz auf und sind im Sinne Heinrich Wölfflins malerisch. Sie öffnen im Sinn der Barockästhetik die Wand zu einem imaginären Raum. Andererseits setzen sie etwas entgegen: der opulenten Symmetrie eine stringente und zielgerichtete Asymmetrie, dem orthogonalen Raster eine diagonale Dynamik, der formalen Geschlossenheit von Innenraum und Fassade eine grenzüberschreitende Offenheit des malerischen Gebildes. Architektur und Malerei setzen die Verbindung von Tradition und Vision um.
Die technische Ausführung:
Die Wandbilder werden in Acrylfarbe Lascaux Artist ausgeführt und gegen Verschmutzung und Abnutzung mit mattem Schutzlack versehen. Falls nach Jahren die Wände der Treppenhäuser frisch gestrichen werden sollten, könnte das Problem auftreten, dass mühsam um die Konturen der Wandbilder herumgestrichen werden muss. Das lässt sich dadurch vermeiden, dass der Grauton der Wände in die Wandbilder integriert wird, das heißt, dass das Grau wandfüllend mitgemalt und die gesamte Wand durch Schutzlack versiegelt wird. Sie ist dann gleichsam abwaschbar. Ein späteres Streichen der Wand wird nicht mehr notwendig sein. Sollten die Wandbilder partiell beschädigt werden, sind Ausbesserungen – wie bisherige Erfahrungen gezeigt haben – so problemlos, dass sie jeder Malerbetrieb durchführen kann, sofern er das Original-Farbmaterial verwendet.