Am 9. Mai 2016 wurde beim Vorstand der VR Bank Südpfalz in Landau/Pfalz ein erstes Konzept vorgestellt, wie Kunst am Bau in das zurzeit entstehende neue Verwaltungsgebäudes integriert werden kann. Aus den Voraussetzungen des Neubaus, dem Ort, der Architektur und dem Unternehmen VR Bank als Bauherr wurde die Leitidee „Brückenbau“ entwickelt, weil das Thema Brücke und Überbrückung in den Gegebenheiten vielfältig zutage liegt. (Zu diesem Konzept siehe auch: Report 14/2016, Report 03/2018, Report 04/2018, Report 05/2018, Report 11/2018, Report 25/2018, Report 26/2018, Report 27/2018 und Report 28/2018.)
Der Ort:
Im Zentrum der Stadt Landau, unmittelbar an der Queich, wird eine Altbebauung beseitigt, um für den Neubau Platz zu schaffen. Die Stadt hat sich historisch unabhängig von der Queich entfaltet. Das heißt, das städtebauliche Muster ist nicht auf das Flüsschen bezogen, sondern hat es vollständig vereinnahmt und integriert. Durch Straßen und Gebäude ist die Queich vielfach überbrückt. Der Neubau der VR Bank wird eine weitere Überbrückung darstellen.
Die Architektur:
Der Baukörper besitzt eine Haut mit einer regelmäßigen Rasterstruktur. Daraus ergibt sich eine Fassaden-Physiognomie, die Werte vermittelt. Stabilität, Geradlinigkeit und Ordnung kommen zum Ausdruck und lösen einen Anspruch ein, der dem Selbstverständnis der Bank entspricht. Zugleich bildet der Bau die Werte Flexibilität, Offenheit und Innnovation ab, indem gläserne Ausschübe das Volumen des kompakten Baukörpers erweitern: der Skywalk sowie die beiden gläsernen Konferenzräume. Die Ausschübe thematisieren die Überbrückung prozesshaft durch ihre Formveränderung.
Neubau an der
Waffenstraße
der Fassade
16-12-002
Ausschübe
über der Queich
16-12-003
Überbrückungs-
prozesses
16-12-004
Überbrückungs-
prozesses
16-12-005
Überbrückungs-
prozesses
16-12-006
Der Bauherr:
Die VR Bank Südpfalz ist ein regionaler Anbieter von Finanzdienstleistungen und gehört zum Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (kurz BVR). Damit ist sie Teil der Marke „Volksbanken Raiffeisenbanken“. Diese Marke profiliert sich im Wettbewerb durch ihre Geschichte und ihre Genossenschaftsstruktur. Die VR Südpfalz ist in der Region und in der Bevölkerung verwurzelt, indem sie aus sukzessiven Fusionen kleiner örtlicher Kassen entstanden ist. Am Ende dieses Prozesses stand die Verbindung aus Volksbank und Raiffeisenbank.
Darstellung der
Fusionsgeschichte
16-12-007
in der Darstellung
betonen den Aspekt
der Wurzeln.
16-12-008
in der Darstellung
betonen den Aspekt
der Brücken.
16-12-009
Markenzeichen
zeigen die Fusion
als Parataxe.
16-12-010
Hausfarben mit der
„Weiß-Brücke“
16-12-011
Markenzeichen
zeigt die Fusion
als Symbiose.
16-12-012
Markenzeichens
liegt in der Kontur.
16-12-013
die V-Figur
die Reminiszenzen
an das Bisherige.
16-12-014
die V-Figur
das Scharnier und
damit die Brücke.
16-12-015
Die Umsetzung:
Es wird ein generatives Bildsystem vorgeschlagen, das sich auf das Corporate Design und seine visuelle Substanz bezieht. Kunst am Bau und Corporate Design haben teils gleiche, teils unterschiedliche Funktionen. Beide fördern die Identifikation. Beide beziehen sich auf die Unternehmens- und Markenwerte. Beide schaffen Anmutungsqualitäten durch ästhetischen Anspruch. Doch die Unterschiede liegen auf der Hand. Corporate Design fördert die Bündelung von Markenerfahrungen. Alle Wahrnehmungen, die von der Marke ausgehen, lassen sich einem konstanten Bild zuordnen – dem durch Corporate Design etablierten Markenbild. Erst durch diesen sinnlichen Bezugspunkt wird die Marke werthaltig. Corporate Design ist omnipräsent und nicht an Standorte gebunden. Kunst am Bau hingegen lebt von der Symbiose mit ihrem Ort. Sie vertieft – durch ständige Präsenz – eine kontemplative Seh-Erfahrung. Corporate Design stiftet einen Bezug. Kunst am Bau öffnet eine Dimension. Der gemeinsame Nenner ist die visuelle Sprache, im Fall des vorliegenden Konzeptes die Farbe und das Zeichen-Element.
Das generative Bildsystem besteht aus zwei Komponenten: aus der Farbe an sich und aus Strukturen als Farbträger und Farbgestalt. Beide Komponenten haben ihren Ursprung im Corporate Design der Volksbanken/Raiffeisenbanken: in den Hausfarben und im Markenzeichen. Dabei verlagern sich die Kriterien. Das Grafische als Wesensmerkmal des Kommunikations-Designs wird abgelöst durch das Malerische als Eigenschaft eines Licht-Raum-Kontinuums. Das heißt konkret: Die Farbe gibt ihre signalhafte Reduktion auf und öffnet sich einer umfassenderen und reicher orchestrierten Palette. Das Zeichen gibt seinen skripturalen und organischen Duktus auf und fügt sich als Modul in einen strukturellen Kontext. Das generative Bildsystem ist eine Antwort auf die Geschichte der Volksbanken/Raiffeisenbanken. Was aus vielen Quellen entstanden ist, mündet am Ende wieder in Vielfalt und Fülle. Die Marke mit ihrer Affinität zum Individuellen ist prädestiniert für ein Bildkonzept, das vom Variantenreichtum lebt.
wird aufgefächert
und differenziert.
16-12-016
Orange
wird aufgefächert
und differenziert.
16-12-017
Akzentfarben
als „Farbbrücke“.
16-12-018
der konstruktive Teil
der V-Figur wird
zum Basis-Element.
16-12-019
entsteht ein Modul
für das generative
Bildsystem.
16-12-020
weicht durch
seine Symmetrie
von der
V-Figur ab.
16-12-021
des generativen
Bildsystems
16-12-022
deckungsgleich
mit den
Rasterelementen.
16-12-023
unsystematische
Farbverteilung
belebt
die Bildlösungen.
16-12-024
Die Anwendung des Bildsystems zur Individualisierung der Arbeitsplätze:
Der Arbeitsplatz ist nicht nur die Funktionseinheit, die Administrationsaufwand erledigt, der Arbeitsplatz ist ein Topos, an dem Grundsätzliches gelebt wird: die Inhalte der Marke, das Bekenntnis zum Individuellen, die Orientierung an der Kundenperspektive, kurz: das Diktum „Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.“ Da liegt es nahe, die Arbeitsplätze – die Büroräume – zu individualisieren, und zwar durch einzelne Bildlösungen aus der Variationsbreite des generativen Bildsystems.
Neben den raumhohen Bürotüren wird eine ebenso raumhohe Bildfläche in der halben Breite der Tür angelegt. Die Bildfläche befindet sich immer auf der Öffnungsseite der Tür. Als Schwellenbild markiert diese Bildfläche genau den Eingang und verbindet – wie eine Brücke – Außen und Innen. Beim Öffnen der Tür passiert man das Bild. Der Wahrnehmungsvorgang bekommt dadurch eine physische Dimension. Als Betrachter durchschreitet man das Bild. Als Eintretender betrachtet man das Bild. In jedem Fall findet eine Aktivität statt. Diese aktive Bildwahrnehmung etabliert sich im Arbeitsalltag. Das generative Bildsystem stellt für jede Bürotür ein anderes Motiv bereit. Damit werden die Büroräume, die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, individualisiert. Das heißt: Ein ästhetisches Programm schafft eine Identifizierung.
Auf der Außenseite, der Flurseite, wird das Farbklima extrem reduziert. Das Bild erscheint im Grisaille-Modus. So bleibt die Farbwirkung dezent. Die bildbetonten Türen bilden einen Rhythmus, der den Flur akzentuiert. Innerhalb der Büroräume erscheint das Bildmotiv im Farb-Modus. Dadurch werden Innen und Außen thematisiert. Deutlich betont wird das Innere der Räume, denn dort spielt sich das ab, was dem gesamten Gebäude seinen Sinn gibt. Hier findet die Identifizierung mit dem Bild statt. Die Menschen, die beständig in den Räumen arbeiten, kennen „ihr“ Bild bald sehr genau und sehen die Unterschiede zu den Bildern in den anderen Räumen, wenn sie die dort arbeitenden Kolleginnen oder Kollegen aufsuchen. Auf diese Weise bekommt der eigene Büroraum eine zunehmend empfundene Einmaligkeit. Die Bedeutung der eigenen Arbeit wird verstärkt, aber ebenso die Zugehörigkeit zu einem großen Ganzen, das von gemeinsamen Werten lebt.
auf der Flurseite
16-12-025
auf der
Innenraumseite
16-12-026
auf den Fluren
16-12-027
eines Flures
(Bildfamilie)
16-12-028
eines weiteren
Flures
(weitere Bildfamilie)
16-12-029
Einzelbild
16-12-030
Orange-Dominanz
16-12-031
mit Weiß-Dominanz
16-12-032
Einzelbild
16-12-033
Lesart einer
Rasterstruktur
16-12-034
der Rasterstruktur
16-12-035
der Rasterstruktur
(stilisierte V-Figur)
16-12-036
16-12-037
16-12-038
im Erdgeschoss
ohne Farbakzente
16-12-039
im 1. Obergeschoss
mit Blau-Akzenten
16-12-040
im 2. Obergeschoss
mit Orange-
Akzenten
16-12-041
im 3. Obergeschoss
mit Blau- und
Orange-Akzenten
16-12-042
Anwendung des Bildsystems zur Teilhabe der Mitarbeiter:
Die Personalkultur der VR Bank Südpfalz ist so ausgeprägt und so bewusst an der Individualität des Menschen orientiert, dass eine Teilhabe der Mitarbeiterschaft geradezu zwingend erscheint. Die Teilhabe des Personals ist schon dadurch gegeben, dass eine Mitarbeiterin IHR und ein Mitarbeiter SEIN Bild am individualisierten Arbeitsplatz wahrnimmt. Doch es gibt Gründe, die Teilhabe noch weiter zu führen. Zum einen ideelle Gründe: die gemeinsam gelebten Werte, die Leitidee der Brücke, das Credo der Individualität: „Jeder Mensch ...” Zum anderen praktische Gründe: Mehrere Personen in einem Raum teilen sich ein Bild. Personen wechseln den Büroraum und gelangen zu einem für sie neuen Bild. Der wichtigste Grund ist sicherlich die Tatsache, dass bei weitem nicht alle 500 Mitarbeiter der VR Bank Südpfalz im Neubau arbeiten werden. Die meisten arbeiten in den zahlreichen Filialen. Aber alle gehören dazu. Und alle beziehen sich auf das Verwaltungsgebäude als Zentrum des Unternehmens. Deshalb erscheint es sinnvoll, dass das Kunst-am-Bau-Konzept über den Bau hinauswächst und in gleichem Maß diejenigen erreicht, die eine Teilhabe am Neubau haben, indem sie zur VR Bank Südpfalz gehören, wenn sie auch nicht täglich im Neubau arbeiten.