Am 13. März 2015 wurde der Vorschlag eines Kunst-am-Bau-Konzepts für das Amtsgericht Günzburg eingereicht. Mit dem Titel Justitia progrediens war ein Form- und Farb-Konzept vorgesehen, das sich über den Außenraum und die drei Stockwerke des Innenraums erstrecken sollte. Grundmotiv ist die Waage der Justitia, die mehrfach modifiziert wird.
stehende Rechteck
und seine
Variationen
15-06-001
des Rechtecks
zur Waagschale
15-06-002
Fragmentierung
der Waagschale
15-06-003
des Objekts für die
Außenfassade
15-06-004
Außenfassade
15-06-005
Außenfassade
15-06-006
des Objekts für das
Erdgeschoss
15-06-007
Erdgeschoss
15-06-008
Erdgeschoss
15-06-009
des Objekts
für das erste
Obergeschoss
15-06-010
für das erste
Obergeschoss
15-06-011
für das erste
Obergeschoss
15-06-012
des Objekts
für das zweite
Obergeschoss
15-06-013
für das zweite
Obergeschoss
15-06-014
für das zweite
Obergeschoss
15-06-015
Idee des Kunstbeitrags ist die ästhetische Umsetzung des Prinzips Gerechtigkeit. Justitia progrediens – die fortschreitende und voranschreitende Justitia – begleitet den Besucher in das Haus und durch das Haus. Die Justitia ist im Gebäude verankert durch einen engen Bezug zur Architektur. Bestimmendes Merkmal der Architektur ist das gestreckte hohe Rechteck, von außen als Fassadenraster, von innen als Fensteröffnung wahrgenommen. Dieses vertikale Rechteck ist das Basis-Element des Konzepts Justitia progrediens. Es steht für die Eindeutigkeit, Verlässlichkeit und Unverrückbarkeit rechtlicher Normen. In einer gekrümmten Abwandlung wird das Rechteck zur Waagschale der Justitia und damit zu einem weiteren Element des konsistenten Formen-Vokabulars.
Das Waagschalen-Paar variiert in der Höhenausrichtung und vermittelt damit Bewegung, Lebendigkeit, vor allem das wägende und abwägende Prinzip der Rechtsprechung. Die Justitia tritt somit nicht als Allegorie, das heißt als Person, in Erscheinung, sondern als Aktion, als Wirkung und damit in ihrer konkreten Bedeutung.
Ein drittes Element des Formen-Vokabulars erscheint nicht als Kontur, sondern als Vollfläche und bekommt damit besonderes Gewicht: Ein Rechteck in verschiedenen Proportionen und verschiedenen Neigungswinkeln, das den Ausschlag der Waage darstellt – ein Zeiger des Wägevorgangs. In unterschiedlichen Varianten steht dieses Element für die Vielfalt der Urteile und die Individualität des Einzelfalls. Es zeugt von der Lebendigkeit des Rechtswesens vor dem Hintergrund klarer, verbindlicher Gesetze.
Aus diesen Elementen bildet sich die vollständige, scheinbar in Bewegung befindliche Waage der Justitia, die den Besucher an der Fassade empfängt und ihn mit immer neuen partiellen Zitaten durch das Gebäude begleitet – auf jeder Etage in einem eigenen Farbklima.
Die einzelnen Bildelemente werden aus 3 mm starkem Aluminium in Lasertechnik gefertigt. Die Farbe wird im Nasslackverfahren aufgetragen (glänzend). Bei den Elementen im Außenbereich kommt eine Klarlackschicht mit UV-Schutz hinzu. Die Elemente werden mit etwa 20 mm Abstand an den Wänden verschraubt, so dass durch die Schattenbildung eine plastische Wirkung entsteht. Ecken und Kanten werden leicht abgerundet, um die Verletzungsgefahr auszuschließen.
Das Grundmotiv an der Fassade lebt von Blau- und Rot-Tönen. Blau ist die Farbe Bayerns. Rot ist eine klassische Signalfarbe und steht einerseits für Leben und andererseits für die Gesetzbücher. Diese Farbskala ist bestimmend für das gesamte Konzept. Das Motiv im Erdgeschoss konzentriert sich auf den Rot-Bereich der Skala. Damit soll in der Weiträumigkeit der Halle die Signalwirkung verstärkt werden.
Das Motiv im zweiten Obergeschoss lotet die Grenze des Blau-Bereichs der Skala aus, indem eine Tendenz zum Blau-Grün spürbar wird. Damit soll ein wirkungsvoller Kontrast zum Holzton der Wand erreicht werden.
Dieses Farbkonzept weist eine durchgängige Konsistenz auf, gibt aber zugleich den einzelnen Geschossen ein eigenständiges Farbklima. Auf dieser Basis könnte der Kunstbeitrag zu einem Orientierungssystem mit Kennfarben für die einzelnen Stockwerke erweitert werden. Das Ensemble im ersten Obergeschoss konzentriert sich auf den Blau-Bereich der Skala. Damit soll eine beruhigende Wirkung im Wartebereich erzeugt werden.