Am 2. März 2015 wurde eine Teilnahmebewerbung für das Kunst-am-Bau-Projekt der deutsch-französischen Botschaft in Dhaka/Bangladesh eingereicht. Der Neubau in Dhaka ist das erste binationale Botschaftsgebäude, das Deutschland und Frankreich im Ausland gemeinsam errichten. Die Bewerbung enthielt eine erste Vorstellung für die künstlerische Lösung des Kunst-am-Bau-Konzepts unter dem Titel „Michelle-Marianne“.
Farben
als Stab-Objekt
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Modus des
Stab-Objekts
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Modus des
Stab-Objekts
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Das Konzept wird bestimmt durch zwei Determinanten:
1. Die Dualität und zugleich die Einheit zweier Nationen sollen ein „Bild“ finden. Das Wesen und die Lebendigkeit dieser Einheit soll künstlerisch ausgelotet und als visuelle Botschaft sinnlich erfahren werden.
2. Die Architektur des Gebäudes soll in ihrer Ästhetik und in ihrem kommunikativen Inhalt eine Antwort und Bestätigung bekommen.
Zum Aspekt der Dualität:
Die Sprache des Objektes „Michelle-Marianne“ ist die Farbe. Das Medium Farbe gestattet den Rückgriff auf die Landesfarben als metaphorischer Ausdruck für die Identität und die Geschichte Deutschlands und Frankreichs. Auf den Landesfarben baut ein Farb-Konzept auf, das im Wesentlichen das Objekt bestimmt. Das heißt, Michelle-Marianne ist in erster Linie realisierte Farbe. In der Summe kommen sechs Landesfarben zusammen. Doch in Wahrheit sind es nur fünf. Denn Rot ist der gemeinsame Nenner zwischen Schwarz-Rot-Gold und Blau-Weiß-Rot. Deshalb beruht das Farb-Konzept auf einer Befragung des Rot. Die Farbe Rot wird aufgeschlossen und reich orchestriert in ihren Nuancen. Im Bereich des Rot-Orange und des Rot-Braun neigt sich das Rot der Seite Schwarz-Rot-Gold zu. Im Bereich des Purpur, Rot-Magenta und Rot-Violett hingegen neigt es sich der Seite des Blau-Weiß-Rot zu. Indem die Farbe Rot ihre Möglichkeiten ausbreitet, verweist sie zugleich auf ihre Verankerung in den Landesfarben beider Seiten. Kurz: Das Rot basiert auf der Dualität und realisiert die Einheit. Das Miteinander der beiden Nationen wird zu einem lebendigen Prozess in Gestalt einer Farb-Dramaturgie.
Zum formalen Bezug auf die Architektur:
Die Architektur erhält durch Michelle-Marianne ein Pendant, das ihre klare Sprache nicht durch eine weitere Formensprache verwirrt, verwässert oder beeinträchtigt. Vielmehr wird durch eine mediale Antithese die Klarheit der Architektur noch stärker erlebbar. Michelle-Marianne setzt der architektonischen Materialität der kubischen Massen die Immaterialität eines Farbgeschehens entgegen. Farbe manifestiert sich in einer Vielzahl feiner Stäbe und erhält dadurch eine deutliche Präsenz, jedoch weder Form noch Masse, sondern bildet nur einen ephemeren Schleier. So viele Stäbe vorhanden sind, so viele Durchblicke gibt es, die die Farberscheinung mit der Wirklichkeit der Umgebung, zu allererst mit der Architektur verbinden.
Zur Ausführung:
Michelle-Marianne ist konzipiert für eine Realisierung an zwei Orten. Der Modus der stehenden Stäbe im Außenbereich bildet mit dem Modus der hängenden Stäbe im Innenbereich ein Doppel, das in zwei unterschiedlich gestalteten Ausprägungen eine gemeinsame Farbsprache und Farbaufbereitung aufweist. Die Botschaft von Michelle-Marianne wird somit zu einem Dialog zwischen zwei Platzierungen.