Die Lyrikerin Birgit Heid besuchte die Ausstellung in der Galerie Katrin Hiestand (siehe Report 14/2012) und ließ sich zu dem Gedicht „Blaue Gräser“ inspirieren. „… die längeren Entstehungsprozesse und die Individualität der Farbzusammenstellung haben mich ermuntert, Ereignisse, die den Bildern aus meiner … Fremdsicht zugrunde liegen könnten, nachzuspüren. … Auch meine eigenen Erlebnisse an diesem Tag habe ich in die Betrachtung der Bilder hinein gelegt. Es war ein Tag, der mich mit eigenen Vergangenheiten in Berührung gebracht hat. Da spielte das Unterwegs-Sein eine besondere Rolle“, schrieb die Lyrikerin später.


BLAUE GRÄSER

Blaue Gräser wiegen sich und herrschen
freundschaftlich über die weißen Stängel
einem Scherz nicht abgeneigt der Blick
durch einen lichten Gartenzaun auf Blumen

felder Himmelswiesen langer Tischaltar für
eine Rosenvase und dahinter schwebt das
Fruchtland Ackerboden Weizen Klee der
Sommer ist entbrannt die Mittagsstunde

lädt zum Ruhen an den Linien entlang ganz
selbstverständlich spielen Lieder auf Piano
erst das Menuett und dann das Rondo
Allegretto und Adagio dieser Saal erbittet

einen ersten Tanz beim Drehen wirbelt sich
Pigmentstaub heftet an den Kanten die in
Form von Meereswellen über denen weit der
Himmel meine Füße in die Gischt gestreckt

der Wind bewegt behände alt und neues
Blattwerk Äste junge Stämme und dazwischen
Anemonen blinzeln tröpfchenweise alte
Rosen Veilchenfelder und das Blau der Gräser.

Birgit Heid
nach Bildern von Burghard Müller-Dannhausen