








Zwei Anwendungsprinzipien aus dem Vorjahr werden 2016 fortgesetzt. Zum einen bleibt die Anzahl der gewählten Farben weiterhin offen. Es können fünf, sechs oder sieben Farbtöne sein. Zum anderen werden auch jetzt Zäsuren in die Bildstruktur eingeschrieben. Nur die Art der Zäsuren ist neu. Während bisher die Zäsuren als durchgängige Senkrechte, Waagerechte oder Schräge einen Bruch in der Netzstruktur des Bildes darstellten, indem das Netz an der Trennungslinie verschoben oder leicht gedreht erschien, bleibt in diesem Jahr die Kontinuität der Netzstruktur in jedem Fall erhalten. Die Zäsur bezieht sich allein auf die Farbgebung. Während bisher die Zäsuren durchgängige Brüche von Bildrand zu Bildrand waren, weisen die neuen Zäsuren Lücken auf. Sie werden nicht immer durchgängig sichtbar, sondern überspringen in vielen Bildern ungeteilte Farbflächen. Damit werden sie als eine angedeutete, teils nur gedachte Linie erfahren. Sie bestehen aus isolierten Farbgrenzen, die sich exakt auf einer Linie fortsetzen, und bilden in der Wahrnehmung eine teils konkrete, teils latente Gerade. Ein weiterer Unterschied, der wesentliche Unterschied zum Vorjahr, betrifft die Funktion der Zäsur in der Planimetrie des Bildes. Während im Vorjahr die durchgängige Zäsur immer eine Trennung in zwei Teile darstellte, verlaufen die neuen Zäsuren frei in der Bildfläche. Sie sind nicht mehr zwangsläufig durchgängig, sondern variieren in ihrem Verlauf. Die neuen Bildtypen gliedern sich in drei Gruppen. Zum ersten gibt es die Einzelzäsur wie bisher, die aber nicht mehr von Bildrand zu Bildrand verläuft, sondern innerhalb des Bildes ein Ende findet, indem sie gleichsam für die Wahrnehmung versickert. Zum zweiten gibt es die Doppelung dieser versickernden Zäsur in paralleler Anordnung. Zum dritten gibt es die Winkelformation. Dabei verläuft die Zäsur immer parallel zum Bildrand. Sie knickt von der Waagerechten in die Senkrechte oder umgekehrt. Kombinierte Winkelformationen deuten ein Binnenrechteck an, eine Bildfläche innerhalb der Bildfläche. Sobald die Abstände der Zäsuren zu den Außenrändern des Bildes gleich sind, entsteht die Andeutung einer regelmäßigen Rahmenform. Alle diese Gestaltungsprinzipien bilden zwei planimetrische Ebenen im Bild. Es handelt sich dabei um die Netzstruktur der Farbfiguren einerseits und um die einfache, orthogonale Gliederung der Fläche andererseits. Beide Ebenen haben ihre eigene Logik. In ihrer Funktion als Farbträger durchdringen sie sich, in ihrer bildlogischen Diskrepanz jedoch bleiben sie auf Abstand. Der Bildraum gewinnt durch diese Gestaltungsentscheidungen einen neuen Grad an Komplexität.

Acryl auf Leinwand
85 x 80 cm

Acryl auf Leinwand
120 x 80 cm









































